1817
- ? (nach
Anakreon)
Hier, wo liebtraut die Aeste sich umschlingen,
Und Zweige, so die ersten Blätter tragen,
Mit Blüthenkronen unser Haupt umragen
Und schüchtern spielen mit den Lockenringen,
Wo eifersüchtiger Zephyre Schwingen
Des Baches Wellen mit gelindem Schlagen
Von süßem Munde zarter Blumen jagen,
An dem noch länger sie so gerne hingen;
Hier, wo so mild die Abendlüftchen wehen,
Hier wollen, unsere Gefühle tauschend,
Wir uns der Jugend freu’n und selig träumen!
Wer sollte je dieß holde Plätzchen sehen
Und nicht des Bachs Sirenenflüstern lauschend
Ein Weilchen in dem stillen Schatten säumen?
1817
- ?
Dich, Vater, glaubt’ ich heute Nachts zu sehen
In einem überirdischschönen Thale,
Und neben Dir erblickt’ im Jugendstrahle
Ich hier Hygea, dort Fortuna stehen.
„Gewähret ist, o Kinder, euer Flehen!
Der Vater schaut das Fest noch viele Male.
Ich reich’ ihm der Gesundheit goldne Schale.“
So sprach Hygea mild wie Frühlingswehen,
Indeß Fortuna Dich mit Kränzen schmückte.
Dann schwebten sie empor zu Aetherräumen,
Wo rosige Gewölke sie umhüllen.
Betrübt erwacht’ ich. Was mich süß entzückte,
War, ach, ja nur ein armes eitles Träumen.
O möge sich der holde Traum erfüllen!
1817
- ?
1.
Siehst du den falben Schein am Himmelsbogen,
Von dem sich die Gewässer matt erhellen?
Schon brüllt der Sturm. Am schwarzen Felsen
schwellen
Und brechen schäumend sich die hohen Wogen.
Und oben steht von düsterm Licht umzogen
Das Mädchen bleich und schaut hinaus mit schnellen
Besorgten Blicken auf den Kampf der Wellen.
Ein Schiff, ein Schiff kommt fern dort hergeflogen.
Da jubelt sie so laut, sie hört entzückt
Nicht mehr, wie dräuend sie der Sturm umbrüllt.
Weh! mit gewalt’ger Hand schon grimm erfaßt
Hat er das Schiff. Schon ist’s dem Blick entrückt,
In Wasserberge von der Fluth verhüllt.
Sie bebt und wankt und fällt zurück erblaßt.
2.
Der Mond indeß war himmlisch aufgegangen
Und wiete sich im stillen Ozeane.
Es ruht verstummt das Wüthen der Orkane.
Die goldnen Sterne freundlich wieder prangen.
Sein Strahl umzittert schüchtern sie, mit Bangen,
Als ob er zart der Jungfrau Leiden ahne,
Und sanft sie an der Hoffnung Schimmer mahne,
Sie, von Verzweiflung nächtlichdumpf umfangen.
Da kommt es leise durch die Fluth gerauscht,
Dem Schwane gleich, der durch die Silberwogen
Des Sees seine stillen Kreise zieht.
Sie ist erwacht! Und wie sie ängstlich lauscht,
Kommt näher, näher es zu ihr gezogen.
Sie ruft: Er ist’s! Und Schmerz und Gram entflieht.